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Blei in Messingwerkstoffen

Ein Auslaufmodell? Wahrscheinlich.

2018 wurde Blei bereits in die Kandidatenliste besonders besorgniserregender Stoffe (SVHC-Liste) aufgenommen. Nun hat die ECHA vergangenes Jahr vorgeschlagen, Blei in den Anhang XIV der REACH-Verordnung aufzunehmen, was ein Verbot des Inverkehrbringens bzw. einer strengen Zulassung ab 2028 wahrscheinlich macht.

Umso wichtiger ist es, dass betroffene Unternehmen sich bereits im Vorfeld mit dem Thema auseinandersetzen und beispielsweise nach bleifreien Alternativen suchen.

Im Interview beantwortet Geschäftsführer Jürgen Christian Schütz einige Fragen rund um das Thema und gibt Einblicke, welche Erfahrungen BEULCO mit der Umstellung auf bleifreie Materialien bereits gemacht hat.

Datum: 25.9.2023 | Lesezeit: 7. Min.

Die richtige Vorbereitung

Herr Schütz, wie bewerten Sie die Auswirkungen und Risiken der Aufnahme von Blei in den Anhang XIV der REACH-Verordnung für die Sanitärindustrie?

Die REACH-Verordnung, die seit 2007 in Kraft ist, verfolgt das Ziel, ein hohes Schutzniveau für Mensch und Gesundheit sicherzustellen. Die Aufnahme von bleihaltigen Stoffen in den Anhang XIV dieser Verordnung bedeutet, dass Unternehmen, die diese Stoffe herstellen oder in die EU importieren, diese in der SCIP-Datenbank der europäischen Chemikalienbehörde ECHA registrieren müssen. Dies betrifft auch Metalle. Die Sanitärindustrie, insbesondere im Trinkwassersektor, ist bereits in einigen Segmenten gut aufgestellt und hat sich aufgrund früherer Vorschriften wie der Trinkwasserverordnung mit dem Thema auseinandergesetzt.

 

Wie hat sich BEULCO auf die Einschränkungen durch die Trinkwasserverordnung vorbereitet?

Die Trinkwasserverordnung hat bereits vor vielen Jahren den Bleigehalt in Messing eingeschränkt. Bei BEULCO haben wir uns frühzeitig mit bleiarmen und komplett bleifreien Legierungen auseinandergesetzt. Vor über 10 Jahren haben wir unser Eigenprogramm im Trinkwasserbereich auf bleifreie Produkte umgestellt. Dies war schon immer Teil unserer nachhaltigen Denkweise, die darauf abzielt, Produkte im Bereich der Trinkwasserversorgung anzubieten, die hygienische und sicherheitsrelevante Anforderungen erfüllen.

2028: Die Herausforderung

Die Sanitärindustrie steht vor der Herausforderung, sich ab 2028 mit einem möglichen Bleiverbot in allen Messinglegierungen auseinanderzusetzen. Welche Auswirkungen hat das auf die Industrie, insbesondere bei BEULCO?

Die bevorstehende Möglichkeit eines Bleiverbots ab 2028 stellt zweifellos eine gewaltige Herausforderung für die gesamte Sanitärindustrie dar. Dies betrifft nicht nur den Trinkwassersektor, sondern alle Bereiche wie Verschraubungen, Fittings und Heizungsrohre. Bei BEULCO haben wir uns dieser Herausforderung bereits gestellt und begonnen, Sortimente auf bleifreie Materialien umzustellen.

 

Welche Herausforderungen sind mit der Umstellung auf bleifreie Materialien verbunden?

Der Prozess der Umstellung begann für uns bereits im Jahr 2008. Es erforderte nicht nur die Anpassung unserer Maschinen an veränderte Spezifikationen wie andere mechanische Eigenschaften, sondern auch erhebliche Investitionen in neue Maschinen. Die Bearbeitung von bleifreien Materialien, sei es durch Zerspanung oder Umformung, unterscheidet sich grundlegend von bleihaltigen Materialien. Ein zusätzlicher logistischer Aufwand entstand durch die Notwendigkeit eines separaten Spänekreislaufs für bleifreie Produkte, um eine Vermischung mit bleihaltigen Produkten zu vermeiden.

REACH

Was ist das genau?

REACH ist seit 2007 in Kraft und soll ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sicherstellen. Sie soll gleichzeitig den freien Verkehr von Chemikalien auf dem Binnenmarkt gewährleisten und Wettbewerbsfähigkeit und Innovation fördern. REACH beruht auf dem Grundsatz, dass Hersteller, Importeure und nachgeschaltete Anwender die Verantwortung für ihre Chemikalien übernehmen. Sie müssen sicherstellen, dass Chemikalien, die sie herstellen und in Verkehr bringen, gefahrenlos verwendet werden. Die REACH-Verordnung gilt als eines der strengsten Chemikaliengesetze der Welt und ist in allen EU-Ländern gültig.

Die gesamte Kette im Blick

Wie haben Sie den Umstellungsprozess mit Lieferanten und Kunden abgestimmt?

Wir haben frühzeitig mit unseren Lieferanten zusammengearbeitet, um die Legierungen in der Produktionsverarbeitung zu erproben. Gemeinsam mit unseren Kunden haben wir den Umstellungsprozess eng abgestimmt, insbesondere die Ein- und Auslaufsteuerung. Ein solcher Prozess erfordert Zeit, und wir haben gelernt, dass eine Umstellung in weniger als zwei Jahren kaum machbar ist.

 

Hätten Sie im Nachhinein etwas anders gemacht?

Nein. Wir haben unseren Green-Deal aus Überzeugung gewählt, da wir Wasser schon immer als nachhaltiges Lebensmittel betrachtet haben. Mit unseren bleifreien und komplett recycelbaren Produkten wollten wir dazu beitragen. Wir würden den beschriebenen Weg heute genauso wieder gehen, jedoch mit der Erkenntnis, dass eine Umstellung mehr Zeit erfordert, insbesondere angesichts des Sunset-Days REACH im Jahr 2028.

 

Welche Ratschläge würden Sie betroffenen Unternehmen geben?

Wir würden den betroffenen Unternehmen dringend empfehlen, den Stichtag 2028 ernst zu nehmen. Die Nachhaltigkeitsdebatte gewinnt an Fahrt, und die Marktmechanismen werden nach "grünen, bleifreien Produkten" verlangen. Unternehmen sollten sich frühzeitig mit Bauteileherstellern abstimmen und einen klaren Fahr- und Zeitplan für die Umstellung erarbeiten. Strategisch agierende Unternehmen können durch eine frühzeitige Umstellung Wettbewerbsvorteile und Marktpotenziale sichern, indem sie ihre Marktposition stärken oder ausbauen.